01.07.2019 -
Eine weitere Etappe zur Vollendung des rund 2,5 Millionen Euro teuren Kita-Neubaus in der Gemeinde Rethwisch ist geschafft. Zimmerermeister Andreas Havranek und seine Leute hatten den Dachstuhl des Gebäudes in den vergangenen Tagen trotz der Gluthitze in Rekordzeit aufgestellt. Freitagmittag feierten nun alle, die am Projekt in irgendeiner Weise beteiligt sind, das Richtfest.
Letzten Nagel unter Applaus versenkt
„Auch wenn Männer mir zum Teufel gehen, die Richtkrone muss trotz allem wehen“, rief Havranek den Gästen von Gerüst aus entgegen, um mit ihnen auf den Baufortschritt anzustoßen. Gemäß dem althergebrachten Brauch zerschmetterte er denn auch sein Glas und reichte Bürgermeister Jens Poppinga einen Hammer. Schließlich war dem Bauherrn vorbehalten, den letzten Nagel unter allgemeinem Applaus in den Dachstuhl einzuschlagen.
65 neue Plätze vom Babyalter bis zur Schulpflicht
Der Neubau befindet sich hinter dem schon bestehenden Kindergarten am Buchrader Weg. Damit entsteht weiterer Raum für vier Gruppen im Elementarbereich sowie eine altersgemischte und eine Gruppe für Krippenkinder, kurzum 65 neue Betreuungsplätze für Mädchen und Jungen vom Babyalter bis zur Schulpflicht. Architektin Doris Rickmers hat den Baukörper U-förmig mit der Öffnung in Richtung Osten konzipiert. Der so entstandene Innenhof dient später den Jüngsten als geschützter Spielplatz. Auf der zur alten Kita gelegenen Gebäudeseite wird es einen 50 Quadratmeter großen Mehrzweckraum geben, auf den sich Kita-Leiterin Simone Tuchlinski auch schon freut. „Bisher haben wir im Gemeinschaftshaus geturnt. Bald haben wir es dann alle nicht mehr weit bis zum Sportraum“, sagte sie.
Meddewades Bürgermeister Karsten Bauer überreicht Kita-Leiterin Simone Tuchlinski (Mitte) zum Richtfest ein Spielzeug für die Kinder. Auch Pastorin Barbara Süptiz freute sich über die Spende.
Im Februar 2020 geht die Kita in Betrieb
Zehn neue Fachkräfte werden gebraucht, um die Kita zu betreiben. „Vier neue Erzieherinnen sind schon gefunden worden. Am 1. August geht der Betrieb schon für eine altersgemischte Gruppe los. Für die gesamte Kita ist dann der 1. Februar 2020 Stichtag“, sagt Bürgermeister Poppinga. Weitere sechs Erzieherinnen sowie eine Leiterin nebst Stellvertreterin würden bis zur Eröffnung noch gesucht.
Gemeinschaftsprojekt von fünf Dörfern
Der rund 2,5 Millionen teuren Bau ist ein Gemeinschaftsprojekt mehrerer Landgemeinden. Auch Meddewade, Westerau, Groß Boden und Schürensöhlen haben sich gewissermaßen Belegungsrechte für die neue Kita erkauft. „Sie beteiligen sich mit einer Pauschale an den Baukosten“, sagt Poppinga. Für Rethwischer Kinder sind ihm zufolge 25 Plätze reserviert, die Westerauer nehmen knapp 20 Plätze in der neuen Kita in Anspruch. Der Rest verteilt sich auf die anderen Gemeinden. Gefördert werden soll das Projekt mit 1,45 Millionen Euro. Ein Bescheid über ein Drittel der Summe ist laut Poppinga schon zugesagt worden. „Das Geld war wohl alle und nun kam vor einer Woche die Mitteilung, dass es eine neue Förderrichtlinie gibt, mit der weitere Mittel verteilt werden. Uns ist aber zugesichert worden, dass wir auch die restliche Summe bekommen“, sagt er.
Kirche und Gemeinde sorgen sich um Kita-Reform
Als Bauherrn hatte ihn schon die Sorge umgetrieben, dass sich die Bedingungen für die Förderung deutlich verschlechtern würden, wenn die Kitareform, so wie sie momentan diskutiert wird, schon in Kraft getreten wäre. „Zurzeit weiß ja keiner genau, wie es weitergeht. Aber so wie die Pläne derzeit aussehen, wären die beteiligten Gemeinden dann gekniffen“, sagt Poppinga. „Es hätte also passieren können, dass wir auf den festen Kosten für Gebäude und den laufenden Betrieb sitzen bleiben.“
„Für uns als kirchlicher Träger ist Rethwisch schon ein gigantisches Projekt. Es ist die größte der sechs Kitas, die die Kirchengemeinde insgesamt, auch in der Stadt Bad Oldesloe, betreibt“, sagt Rethwischs Pastorin Barbara Süptiz. Auch sie blickt mit Spannung der neuen Kita-Gesetzgebung entgegen. So wie es sich jetzt abzeichne, sollten größere Einrichtungen künftig schlechter gestellt werden. Dadurch würden auch die Träger benachteiligt. Die Pastorin hofft, dass die Entscheidung nicht zulasten solcher Gemeinschaftsprojekte auf dem Lande ausfällt, wie es gerade in Rethwisch entsteht.
Dorothea von Dahlen